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Letzte Aktualisierung: 18.03.2019
Lesezeit: 4 Minuten
Vertical Videos – Lena Meyer-Landrut überrascht mit Musikvideo im Hochformat
Klar, wenn wir Videos für Snapchat oder Instagram machen, filmen wir im Hochformat. Es ist eine Selbstverständlichkeit. In vielen Bereichen wie Musikvideos oder Werbefilmen wird noch an dem vertrauten Querformat festgehalten. Wie Lena Meyer-Landrut sich mit ihrem neuen Musikvideo von dieser Regel löst und wie Marketer das Hochformat für Ihre Marke einsetzen können, lesen Sie in diesem Artikel.
"Wenn wir heute ein vertikales Framing schaffen wollen, müssen wir 100 Jahre Filmgeschichte aus dem Fenster werfen." So formuliert es der brasilianische Filmemacher Marcel Izidoro. Vertikale Videos funktionieren komplett anders als das klassische Querformat. Umdenken und Kreativität sind gefordert. Lena Meyer-Landruts neues Musikvideo zeigt, wie Sie mit dem Hochformat umgehen können und die Vorteile nutzen.
Lena veröffentlicht ein vertikales Video zur neuen Single
Das offizielle Video zu Lena Meyer-Landruts neuer Single „Don’t lie to me” überrascht mit der vertikalen Ausrichtung. Die Bedeutung der Lyrics wird durch die Machart betont. Der mobile Zuschauer und vor allem diejenigen mit iPhones werden regelrecht verwirrt. Denn: Das Video wirkt wie ein Screenrecording eines iPhone Bildschirms.
Zunächst sehen Sie Lena, wie sie an Ihrem Handy tippt, Sprachnachrichten aufnimmt, scrollt. Klassische Performance-Sequenzen werden von der aufpoppenden „Low Battery“-Meldung überlagert. Die Meldung wird geschlossen, die Kamera-App wird geöffnet. „TRUTH“ ruft an, der Call wird mit „Not now.“ abgelehnt. Es erscheint eine SMS von der Angst, die schreibt: „Good Call!“.
Die Interaktion mit dem Smartphone und den Apps zieht sich durch das gesamte Video. Das Video verdeutlicht die Bedeutung des Songtextes: Man gibt sich fröhlich und positiv (auf sozialen Netzwerken), obwohl es in einem selbst ganz anders aussieht.
Gefilmt wurde das Video von Paul Ripke, ein deutscher Fotograf, der viel mit Influencern zusammenarbeitet. Er weiß wie der Hase im digitalen Zeitalter läuft. Das Motion Design verantwortet Fynn Kliemann – Webdesigner, Musiker und YouTuber. Seine drei YouTube Kanäle verzeichnen zusammen gute eine Millionen Abonnenten.
Neuer Song, alte Idee
Das Video hat innerhalb von drei Tagen knapp 500.000 Aufrufe bekommen. Die Kommentare, in denen die Machart des Videos als kreativ und innovativ gelobt werden häufen sich.
Das Prinzip vertikales Video plus Screenrecording ist keine neue Idee. Bereits Ende 2017 erschien das Video zu „Alpina weiss“ von der Berliner Band SIND. Hier sehen Sie, wie die Protagonistin versucht über ihren Liebeskummer in der digitalen Welt hinwegzukommen. Sich mit Tinder ablenkt, via WhatsApp bei Freunden ausheult und ihr Ego durch Instagram Posts pusht.
Vertikale Videos – längst kein Zusatzprodukt mehr
Obwohl Lenas Video nicht so innovativ und kreativ ist, wie einige Fans beteuern: Es wird online als absolute Neuheit gehandelt und kann wegweisend sein. Viele internationale Musiker produzieren bereits vertikale Musikvideo-Versionen. Aber die offiziellen Musikvideos bleiben im Querformat. Die vertikalen Versionen wirken langweilig, nutzen die neuen kreativen Möglichkeiten des Vertical Videos nicht aus.
Wie dieses vertikale Video von Camila Cabello zu ihrem Song „Havana“:
Eine, die verstanden hat, das Vertical Video nicht nur ein Abformat eines 16:9 Videos ist, ist Selena Gomez. Im Mai 2017 wurde ihr Musikvideo zum Song „Bad Liar“ veröffentlicht. Vertikal und ausschließlich über das Smartphone in der Spotify App abrufbar.
Lenas Video ist ein weiterer Beweis, dass Vertikale Videos an Relevanz erhalten werden. Nicht nur in der Musikindustrie. Marketer können dieses neue kreative Potenzial für die Kommunikation nutzen. Und sollten sich nicht von diesen Figuren hier verunsichern lassen:
Wie setzen Sie Vertical Videos ein?
Bei Vertical Videos kommt es darauf an, das neue Format kreativ zu nutzen. Nicht darum, auf Querformat ausgelegte Inhalte ins Hochformat zu quetschen. Vertikale Videos bieten beispielweise perfekte Platzierungsmöglichkeiten für Text, ohne dass dieser das Motiv beeinträchtigt. Zudem füllen sie den kompletten Bildschirm des Nutzers aus. Es gibt keine Ablenkungen wie Kommentare oder weiteren Text. Die gesamte Aufmerksamkeit fällt auf das vertikale Video und somit auf die Marke und deren Botschaft.
Natürlich sind vertikale Videos nicht für jeden Zweck geeignet. Der Grund für den Einsatz ist schließlich die vermehrte Smartphone-Nutzung. Wer eine junge Zielgruppe hat, die einen Großteil ihres Lebens mit ihrem Smartphone verbringt und damit Medien rezipiert, sollte sich an Vertical Video versuchen. Besonders bei Millenials und der Generation Z können Sie damit landen.
Spinnt man die Idee in Lenas Video mit den im Screenrecording aufpoppenden Nachrichten weiter, lassen sich hier möglicherweise interaktive Flächen integrieren. Nutzer könnten so nicht nur Videos rezipieren, sondern interagieren: beispielweise die weitere Handlung bestimmen, automatische Reminder setzen, usw. Damit wird die User Experience positiv beeinflusst. Aber das nur als Hirngespinst nebenbei.
Tun Sie es mir gleich: Spinnen Sie herum, was Sie mit Vertical Video alles machen können. Welche außergewöhnlichen Möglichkeiten sich auftun, die durch das Format unterstützt werden. Welche Aussagen Sie durch vertikale Videos einprägsamer vermitteln können. Je früher Sie die neuen Möglichkeiten nutzen, desto eher profitieren Sie von den Vorteilen von Vertical Video.
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Weiterführende Informationen
https://www.horizont.net/agenturen/auftritte-des-tages/Vertical-Music-Video-So-innovativ-geht-Werbefilmer-Johannes-Schroeder-mit-dem-Hochformat-um-162557
https://www.horizont.net/marketing/kommentare/vertical-video-was-agenturen-und-marken-von-der-instagram-community-lernen-koennen-172630
Julia Bellan
Julia Bellan studierte Medienwirtschaft und Journalismus an der Jade Hochschule Wilhelmshaven und entdeckte dort ihre Leidenschaft für das Schreiben. Als Redakteurin bei Pictima setzt sie alles daran, die Welt der Video-Branche aus allen Blickwinkeln zu betrachten und ihre Entdeckungen in unterhaltendem, aber informativem Content aufzubereiten.