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Sind Sie schon mal in einer dreistündigen Endlosschleife von lustigen und verstörend-interessanten YouTube Videos versackt? Ich auch. Passiert den Besten. Der Plattform gelingt es immer, einen nahtlosen Übergang zu schaffen, zwischen Videos, die mich ja eigentlich nicht wiiirklich interessieren. Aber irgendwie doch. Schuld ist der YouTube-Algorithmus. Er steuert, welche Videos mir als nächstes angezeigt werden.


Die Kritik am YouTube-Algorithmus

Die Erde ist eine Scheibe. Die Videos der Mondlandung sind fake. Impfungen begünstigen Autismus. Das sind nur einige wenige Behauptungen aus diversen Verschwörungstheorie-Videos, die auf YouTube kursieren. Es gibt richtige Gemeinschaften, die sich zu den Videos austauschen und sich gegenseitig in die Spirale absurder Theorien stürzen. Der YouTube-Algorithmus unterstützt die Verbreitung dieser Videos. Und damit die Verbreitung von Falschinformationen, die verheerende Folgen für die Gesellschaft und die Meinungsbildung haben können. So jedenfalls lautet die Kritik am YouTube-Algorithmus. 

Die Plattform versucht, den Nutzern möglichst die Inhalte vorzuschlagen, die sie interessieren könnte. So sollen Nutzer möglichst lange auf der Plattform gehalten werden. Denn das bedeutet, dass mehr Anzeigen ausgespielt werden können und die Plattform und Creator daran verdienen. Ist man also einmal vom süßen Katzenvideo auf eines abgerutscht, das behauptet, Katzen wären Hunde im Ninjakostüm, ist der Weg nicht mehr weit zum Video über 9/11 und was WIRKLICH geschah. 


Die Entwicklung des YouTube-Algorithmus

Bis 2012: Videoaufrufe

YouTube wurde von Jawed Karim, Steve Chan und Chad Hurley 2005 als Videoplattform gegründet, auf die Nutzer ihre selbst gedrehten Videos hochladen können. Aufgrund dessen rankte der Algorithmus die Videos bis 2012 vor allem basierend auf einer Metrik: Videoaufrufe. Diese Taktik sollte gute Videos pushen und den Nutzern die populärsten Videos vorschlagen, da ihnen diesen am besten gefallen könnten. Stattdessen entstand dadurch ein Clickbait-Problem. Die Videotitel waren reißerisch geschrieben, die Inhalte enttäuschten die Nutzer aber und führten zu einer hohen Absprungrate. Diese Taktik stellte sich als Qualitätskiller heraus und hatte damit negative Auswirkungen für Werbungtreibende und die Plattform selbst.


2012-2016: Wiedergabezeit und Sitzungsdauer

Um Clickbaiting und hohe Absprungraten zu vermeiden, wurde der Algorithmus so verändert, dass er Videos mit hoher Wiedergabezeit favorisiert. Ebenso war die Sitzungsdauer des Nutzers auf der Plattform ausschlaggebend für das Ranking der Videos. Aus dieser Veränderung entstanden wieder Taktiken zur Manipulation. So wurden Videos produziert, in denen ewig um den heißen Brei herumgeredet wurde, um das Video und die Wiedergabezeit künstlich in die Länge zu ziehen. Daraus folgte, dass Creator weniger Zeit für die Produktion eines Videos hatten, wenn sie die Upload-Frequenz ihres Kanals trotzdem einhalten wollten. Die Qualität der Videos litt also auch hier wieder. 


2017: Qualität

Wie eingangs geschildert, führte die Ausrichtung des Algorithmus in der Vergangenheit dazu, dass Verschwörungstheorie-Videos oft vorgeschlagen wurden. Nutzer wurden so durch eine Vielzahl von Fake News und zweifelhaften Theorien beeinflusst, die auf YouTube eine Plattform fanden. Der Algorithmus wurde von Kritikern als „misinformation engine“ und „the great radicalizer“ bezeichnet. 

Das Unternehmen arbeitet seitdem an der Verbesserung des Algorithmus. Es werden von Watchdog-Journalisten markierte Videos entfernt und mehr menschliche Moderatoren eingestellt, die die Videos und deren Inhalte prüfen. Zudem wird die Monetarisierungsfunktion von verletzenden oder beleidigenden Kanälen abgestellt. 
In 2017 hat die Plattform angeblich die Qualität der vorgeschlagenen News-Videos verbessert, um hetzerische religiöse oder diskriminierende Inhalte zu minimieren. 


2018: Monetarisierung

Anfang 2018 wurde die Zahl der Accounts, die von der Plattform aktiv überprüft werden müssen, durch die neue Monetarisierungs-Richtlinie verringert. Später kam allerdings heraus, dass das Ankreuzen der „brand-safe“-Checkbox nicht sicherstellen konnte, dass die Anzeigen großer Unternehmen in einem angemessenen Umfeld ausgespielt wurden. CNN gab bekannt, dass Anzeigen von Marken wie Adidas, Hilton, Amazon und Cisco auf Kanälen liefen, die rechtsradikale, pädophile oder die weiße Vorherrschaft propagierende Inhalte unterstützen.


2019: Verbannung von „Borderline-Inhalten“

Anfang des Jahres gab YouTube bekannt, dass der Algorithmus keine Borderline-Inhalte mehr vorschlagen wird, der Nutzern schaden kann oder sie mit falschen Informationen konfrontiert. Vorerst wurden die Änderungen in Amerika eingeführt. Sie sollen aber auch in anderen Ländern ausgerollt werden. 


Wie funktioniert der Algorithmus im Jahr 2019?

Ziel des YouTube-Algorithmus ist laut Recherchen von The Guardian, Zuschauern zu helfen, die Videos zu finden, die sie ansehen wollen. Außerdem soll die Zuschauer-Interaktion und Zufriedenheit langfristig maximiert werden. Dabei hat der Algorithmus Auswirkungen auf die Bereiche, in denen hochgeladene Video gezeigt werden. Das sind die Suchergebnisse auf der Plattform, die vorgeschlagenen Streams, die YouTube-Startseite, trendende Streams, Kanal-Abonnements und Benachrichtigungen. 

YouTube entscheidet anhand unterschiedlicher Faktoren, welche Videos der Algorithmus ausspielt:

  • Wie viel Zeit Nutzer mit dem anschauen eines Videos verbringen
  • Was Nutzer anschauen und was nicht
  • Wie schnell sich die Bekanntheit eines Videos entwickelt – oder auch nicht
  • Wie viel Zeit Nutzer auf der Plattform verbringen
  • Wie neu ein Video ist
  • Wie oft ein Kanal Videos hoch lädt
  • Wie viel Interaktion ein Video erfährt
  • Wie viel negatives Feedback ein Video bekommt

Dem YouTube-Sprecher zufolge sollen die Empfehlungen für grenzwertige Inhalte in Zukunft reduziert werden. Das heißt, es muss vermehrt eine Wertung der Inhalte durch menschliche Mitarbeiter vorgenommen werden. Was nicht bedeutet, dass die Videos über Verschwörungstheorien oder andere fragwürdige Inhalte gelöscht werden. Sie werden Nutzern lediglich weniger oft vorgeschlagen. Die Existenz dieser Videos besteht weiterhin. YouTube begründet diese Entscheidung damit, eine Plattform sein zu wollen, auf der verschiedene Meinungen und Perspektiven akzeptiert werden.


Wie Sie Ihre Videos für den YouTube-Algorithmus optimieren können

Nun haben wir einiges über den YouTube-Algorithmus herausgefunden. Aber wie können Sie Ihre Videos und Handlungen auf der Plattform optimieren, um Ihre Videos bestmöglich zu platzieren? Das wollen wir Ihnen in den nächsten Punkten erklären. 

  1. Keywords: Setzen Sie die relevanten Keywords im Videotitel ein, damit es bei einer Suchanfrage auch gefunden wird.
  2. Videobeschreibung: Verfassen Sie eine akkurate Videobeschreibung, die in den ersten beiden Sätzen kurz und präzise zusammenfasst, worum es in Ihrem Video geht. Die wichtigsten Keywords sollten darin enthalten sein. Nach diesem ersten Satz, der alles Wichtige zusammenfasst, sollten Sie eine ausführliche Videobeschreibung verfassen, da diese von YouTube positiv gewertet wird.
  3. Umgekehrte Keywordrecherche: Bringen Sie in Erfahrung, über welche Keywords Ihre Nutzer Ihre Videos suchen und finden. Stellen Sie sicher, dass diese im Videotitel und der Beschreibung vorkommen. Daraus lässt sich zudem schließen, welche Videos Sie noch produzieren können, die auch diese Keywords einbeziehen.  
  4. Untertitel: Da viele Nutzer Videos tonlos anschauen, sind Untertitel in Ihren Videos erforderlich. Wenn Sie dazu eigene Untertitel hochladen, werden diese zusätzlich für die Suchanfragen einbezogen. 
  5. Übersetzung: Mit Übersetzungen Ihrer Videos in verschiedene Sprachen erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Videos. Zudem werden auch diese für die Suche indexiert.
  6. Thumbnails: Erstellen Sie eigene Thumbnails, anstatt einen aus den Vorschlägen zu nutzen. Mit eigenen Thumbnails können Sie zusätzlich Aufmerksamkeit erzeugen. 
  7. Call-to-Action: Leiten Sie die Zuschauer an, was sie am Ende Ihres Videos machen sollen. Platzieren Sie Cards, damit Nutzer auf andere Videos von Ihnen klicken. Diese können Sie auch bereits im Video an möglichen Absprungstellen platzieren, um die Zuschauer nicht zu verlieren. Vergessen Sie nicht, die Nutzer zum Abonnieren Ihres Kanals aufzufordern. Das können Sie bereits zu Beginn des Videos machen oder nach besonders spannenden oder lustigen Stellen im Video. 
  8. Serien: Mit Videoserien halten Sie Nutzer länger auf der Plattform und ermutigen zusätzlich zum abonnieren Ihres Kanals. Die Nutzer werden nach einer guten ersten Folge die nächste nicht verpassen wollen. 
  9. Cross-Promotion: Nutzen Sie andere Kanäle, um Ihren Kanal oder ein spezielles Video zu bewerben. 
  10. Monitoring: Checken Sie regelmäßig Ihr YouTube Analytics Dashboard, um die Performance Ihrer Videos zu überprüfen. Es gibt immer Optimierungsbedarf. 


Fazit

Der YouTube Algorithmus ist nach wie vor geheim. Alles, was über ihn bekannt ist, stammt aus Aussagen der Plattform selbst oder von ehemaligen Mitarbeiten, die die Entwicklung der vorgeschlagenen Videos beobachten. Die Optimierung der eigenen Videos ist daher gleichermaßen ein fortlaufender Prozess. Die von uns vorgeschlagenen Tipps sollen dafür eine Orientierung sein. 


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Über den Autor

Julia Bellan

Julia Bellan studierte Medienwirtschaft und Journalismus an der Jade Hochschule Wilhelmshaven und entdeckte dort ihre Leidenschaft für das Schreiben. Als Redakteurin bei Pictima setzt sie alles daran, die Welt der Video-Branche aus allen Blickwinkeln zu betrachten und ihre Entdeckungen in unterhaltendem, aber informativem Content aufzubereiten.

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